Zeitzeugnis – 33 Jahre Mauerfall
Der 9. November 1989 ist für den DFN-Verein ein wichtiges Datum: Mit der Grenzöffnung wurde der Weg frei für die spätere Integration wissenschaftlicher Einrichtungen Ost- & Westdeutschlands in ein gemeinsames Forschungsnetz.
09.11.2022
Als von einer deutschen Wiedervereinigung noch niemand zu träumen wagte, unternahm der DFN-Verein gemeinsam mit dem Institut für Informatik und Rechentechnik (IIR) der Akademie der Wissenschaften der DDR bereits erste Schritte, um ostdeutschen Wissenschaftseinrichtungen den kurzfristigen Anschluss an das DFN-Netz X.25 WiN zu ermöglichen und damit den Dialog und sowie Kooperationen zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beider Länder zu fördern.
Erster Anschluss an das X.25-WiN über die DFN-Geschäftsstelle zum IIR in Berlin-Adlershof
Kurz nach dem Mauerfall, schon im November 1989, nahmen drei Wissenschaftseinrichtungen der DDR direkten Kontakt zum DFN-Verein auf. Die Humboldt-Universität zu Berlin, das Institut für Hochenergiephysik (IfH) der Akademie der Wissenschaften der DDR in Zeuthen (heute DESY) und die TU Dresden schrieben einen Brief an den Verein, dessen Geschäftsstelle damals in der Pariser Straße in Westberlin war, und baten um den Anschluss an das DFN-Netz. „Unser Institut betrieb damals das Rechnernetz DELTA, das die drei Institutionen seit 1981 verband. Dieses Netz hatte aber keine Verbindungen zu den westlichen Wissenschaftseinrichtungen. Dadurch wurden Kooperationen sowie der wissenschaftliche Austausch erschwert“, erinnert sich Hans-Martin Adler, Projektleiter im IIR und später Mitarbeiter im DFN-Verein.
Zu der Zeit planten das IIR und die TU Dresden im Auftrag der DDR ebenfalls ein Forschungsnetz auf der Basis eines öffentlichen Datennetzes der DDR-Post. Auf dieser Grundlage realisierten sie gemeinsam mit dem DFN-Verein eine kurzfristige Lösung für die Anschlüsse an das X.25-WiN über die DFN-Geschäftsstelle zum IIR in Berlin-Adlershof. Anfang Mai 1990 auf der Hannover Messe Industrie wurde die Datenleitung erfolgreich demonstriert.
Gemeinsame Projekte für effektive Zusammenarbeit
Die intensiven Kontakte zwischen dem DFN-Verein und dem IIR mündeten in einen gemeinsamen Projektvorschlag an das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) der BRD und das Ministerium für Wissenschaft und Technik der DDR (MWT). Daraufhin wurde das Projekt „Forschungsnetz der DDR – Pilotprojekt zum Aufbau einer Datenkommunikationsinfrastruktur für Wissenschaftseinrichtungen der DDR“ mit einem Gesamtvolumen von rund 4,5 Millionen DM für die Kommunikationseinrichtungen (Hard- und Software) sowie Personalkosten initiiert. 500.000 Mark stellte die DDR für die Datenleitungen zur Verfügung. Zu den Aufgaben gehörten die Projektierung der Infrastruktur, Einführung der DFN-Dienste, Erarbeitung eines Betriebskonzeptes, Management des Netzes, Aufbau und Betreuung von Nutzergruppen und Pilotprojekten. Die Projektleitung übernahmen der DFN-Verein und das IIR.
Nach der Wiedervereinigung wurde vom DFN-Verein das BMFT-Projekt „Kommunikationsinfrastruktur für Wissenschaftseinrichtungen in den neuen Bundesländern“ – auch ERWIN, Erweiterung des WiN, genannt – mit einem Budget von 11,4 Millionen DM realisiert.
Der Mauerfall 1989 legte für diese Projekte schnell und effektiv den Grundstein zur Integration wissenschaftlicher Einrichtungen Ost- und Westdeutschlands in das gesamtdeutsche Wissenschaftsnetz des DFN-Vereins, so wie wir es heute kennen.
Lesen Sie die Zeitzeugnisse: Detaillierte Informationen gibt Hans-Martin Adler in seinem Artikel “Blick über die “Grenze”: DFN-Dienste für die DDR-Wissenschaftler” aus dem Jahr 1990 in der Ausgabe 21, Seite 7.
Mehr Informationen zum Projekt ERWIN sind in der Ausgabe 26/27 ab Seite 11 zu finden.